Deutschland

Der Berliner Architekt Hinrich Baller


"Wenn es krumm ist, ist es Baller!"

Zwischen Gaudí und Hundertwasser:
Der zeitgenössische Berliner Architekt Hinrich Baller


Berlin-Schöneberg
Wohnhaus (1999)
Winterfeldtstraße 39

"Dieses Haus wurde von Baller gebaut. Man kann an den schiefen Wänden, Balkonen und dem Dach sehen, dass es von Herrn Baller gebaut wurde. Dieses Haus hat große schiefe Balkone. Hinter dem Haus ist ein großer Park."

Ugur, Burak und Mehmet über das Baller-Haus am Fränkelufer in Kreuzberg
(Quelle: Mein Kiez)


Berlin-Wilmersdorf
Wohnanlage Am Preußenpark (2000)
Württembergische/Pommersche Straße

Viel Glas, viel Licht, viel Luft und viel Grün: Verspielt, freundlich und humanistisch wirken die Bauten von Hinrich Baller, die sich nicht zuletzt durch überwiegende Abwesenheit gerader Linien und filigrane Ornamentik aus der grauen Masse hervorheben. In Berlin umstritten, wird von den Gegnern gerade diese Verspieltheit angeprangert, steht der Vorwurf des Kleinstädtischen, Idyllischen, nicht Zweckdienlichen im Raum. Nicht Loos und Bauhaus, sondern Gaudí und Hundertwasser haben hier Pate gestanden.

Berlin-Tiergarten
Wohnhaus
Potsdamer Straße 101

"Dieses krumme Haus hat Hinrich Baller gebaut. Er hat immer krumme Häuser gebaut, weil das interessant war. Er hat so krumme Häuser gebaut, weil die anderen Häuser für ihn langweilig waren und diese Häuser waren eine Phantasie von Herrn Baller."

Neslihan über das Baller-Haus am Fränkelufer in Kreuzberg
(Quelle: Mein Kiez)


Berlin-Charlottenburg: Wohnanlage, Schlossstraße 45-47

Berlin-Charlottenburg: Wohnanlage, Rönnestraße 16

© S. Schielin, Sélestat


Berlin-Schöneberg
Lilli-Henoch-Sporthalle der Spreewald-Grundschule mit Kita (1998)
Winterfeldtplatz

"Die Sporthalle am Winterfeldtplatz heißt jetzt nach der 1942 von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Sportlerin Lilli Henoch. Die vierfache Weltrekordlerin und zehnfache Deutsche Meisterin wohnte von 1912 bis 1940 im Bayerischen Viertel in Schöneberg. Die Sporthalle der Spreewald-Grundschule ist eine der ungewöhnlichsten Berlins - auf ihrem Dach ist eine Kita untergebracht. Entworfen wurde das 1998 in Betrieb genommene Ensemble, das rund 32 Millionen Euro kostete, vom Berliner Architekten Hinrich Baller."
(Berliner Zeitung vom 22. März 2005)


Berlin-Charlottenburg
Doppelsporthalle (1988) der Oppenheim-Oberschule
Schlossstraße


"Ich gehöre nicht zur Hinrich-Baller-Gemeinde, ich habe Herrn Baller auch nie gesehen. Aber ich kenne seine diversen Gebäude, die er - unverwechselbar - in Berlin verwirklicht hat. Ich bin seit einigen Jahren ein an Architektur in dieser Stadt zunehmend Interessierter und leider zunehmend Leidender.
Was hier in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden ist, zeichnet sich zu grob geschätzt 90 Prozent durch Stein oder Beton gewordene Langeweile und Mittelmäßigkeit aus, nach dem gebetsmühlenartig wiedergekäuten Bauhaus-Dogma, dass die Form der Funktion zu folgen hat. Das Ergebnis sind Bauten, die Schuhkartons mit Lochfenster-Raster gleichen. Die Materialien sind mit dem Abstand zum Krieg wertvoller geworden, die Langeweile ist geblieben. Dekoratives ist seit Bauhaus verpönt, wird als Kitsch niedergemacht, auch von einer Architekturkritik, die die Langeweile mit so hübschen Attributen wie unaufgeregt, gar demokratisch umdeutet. So als ob der Mensch, der an diesen Häusern vorbeigeht, vorbeiflaniert, keine Seele, keine Gefühle hätte, die er von seiner bebauten Umgebung bitteschön haben möchte. Denn im Gegensatz zu Literatur, Musik, Theater usw., die ich mir nicht ansehen, anhören muss, wenn es mir nicht gefällt, komme ich an den mich umgebenden Häusern nicht ungeschoren vorbei. Gebäude müssen nicht "schön" sein, wer will das auch definieren, aber ich finde, dass ich einen Anspruch auf interessante Gebäude habe, Gebäude, bei denen meine Augen auf Entdeckungsfahrt gehen können. Das Jüdische Museum ist so ein Bauwerk. Und auch die Bauten des Herrn Baller sind solche. Er zeigt, dass es außer der geraden Linie, dem Kubus und rechten Winkel noch anderes gibt: menschengerechtere Formen."

(Leserbrief von Götz Schell, Berlin, in der Berliner Zeitung vom 14. Dezember 2002)